Dienstag, 20. Mai 2008
Feuchtgebiete - Charlotte Roche
Topic: 'Roche'
Charlotte Roche hat mit ihrem ersten Roman einen Volltreffer hingelegt, die Medien bejubeln sie und auch die Verkaufszahlen sprechen für sich. Warum eigentlich?

Naja, die Handlung ist schnell erzählt - Helen ein 18jähriges Mädchen liegt auf der Intensivstation, nachdem sie sich eine Analfissur beim "Arschrasieren" zugefügt hat und diese sich entzündete. Hier im Krankenhaus hat sie genügend Zeit um sich ein paar Gedanken zu machen, vor allem über ihre eigene Sexualität. Direkt und schonungslos wird der Leser in eine ihm bis dahin vielleicht unbekannte Welt reingezogen, der weiblichen Sexualität, die völlig hemmungslos thematisiert wird.

Roche nimmt dabei das moderne, vielleicht auch schon etwas spiessige "Prinzessinnen"-Bild der Frau, die immer sauber, ja hygenisch ist aufs Korn, wenn sie, schon im ersten Satz, bekennt "Hygiene wird für mich kleingeschrieben". Es wirkt, als wolle Roche ein Korrektiv vornehmen und beweisen, dass nicht nur Männer Schweinereien von sich geben können und führt damit (gewollt?) eine Form der sexuellen Gleichberechtigung bzw. Emanzipation durch.

Manchmal ist das ganze dann doch schon sehr schockierend und eklig, pervers aber so sind Menschen, Männer und Frauen.

Fazit

Feuchtgebiete kann manch einem Erwachsenem noch sexuelle Aufklärung vor Augen führen. Für alle anderen ist es ein durchaus amüsantes, wenn auch kurzweiliges Lesevergnügen.

Sollte man mal gelesen haben.
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Samstag, 3. Mai 2008
Der Prozess - Franz Kafka
Topic: 'Kafka'
Der Prozess von Franz Kafka. Was soll man dazu eigentlich noch sagen? Nunja, die Handlung ist folgende. An seinem 30ten Geburtstag wird Herr K. verhaftet, darf sich aber trotzdem frei bewegen. Der Grund für die Verhaftung bleibt unerklärt und unerklärlich für Herrn K. und den Leser. Alle Bemühungen den Grund herauszufinden bleiben vergebens. An seinem 31ten Geburtstag wird K. von Gerichtsdienern abgeholt und hingerichtet.

Eine merkwürdige Geschichte oder? Wozu soll sie gut sein? Kafka beschreibt in diesem Buch eine völlig groteske Welt, in der es eine pervertierte Rechtsauffassung gibt. Symbol dafür ist die Torhüter-Parabel. In dieser nähert sich ein Mann dem Tor zum Gesetz, dass aber von einem Torhüter versperrt wird. Immer wieder, sein ganzes Leben lang, bittet er den Torhüter hindurchgehen zu können, was dieser ihm aber verweigert. Als der Mann sich den letzten Augenblicken seines Lebens nähert, fragt dieser den Torhüter, warum kein Anderer durch dieses Tor ging - weil es nur für ihn bestimmt war, lautet die Antwort.

Also vereinfacht interpretiert, das Gesetz steht jedem offen und wer es nicht selbst in Anspruch nimmt und auf Gerechtigkeit hofft, hofft vergebens. Er muss sie sich selbst erkämpfen.
Schlimmer noch - Recht und Gerechtigkeit sind grundverschieden.

Herr K. begreift das nicht, er hält alles für einen Irrtum und begreift das amtliche Recht nicht und wird also von diesem schlussendlich gerichtet.

Fazit

Dieses Buch ist keine Lektüre für Zwischendurch. Es ist wenig unterhaltsam und irgendwo auch wahnsinnig, irre, grotesk. So zäh K.s Prozess ist, so zäh liest sich dieses Buch. Kafka hat das gut umgesetzt.

Für interessierte Leser geeignet.
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Freitag, 2. Mai 2008
Die Genies der Deutschen - Joachim Fernau
Topic: 'Fernau'
In diesem Buch geht Fernau dem Phänomen der Genies nach und versucht die Frage zu beantworten, was ein Genie ausmacht und woran man es erkennen kann. Als deutscher Historiker beschäftigt er sich natürlich auch mit den Genies der Deutschen. Gleichzeitig sucht er sie auch an den geschichtlichen Wendepunkten. So zeichnet sich nach Fernau ein Genie nicht nur durch Talent, sondern insbesondere durch die Wirkung und Veränderung seiner Mitmenschen. Genies das waren für Fernau Leute wie Otto der Große, der das erste Mal etwas wie ein Reich schuf, Dürer der auch dem "untersten" Menschen seine Würde bewusst machte, durch Portraits, Luther, der an der Kirche zweifelte, Bach, der durch seine Musik betete, Beethoven, der alles Leid in seiner Musik verarbeitete und diesem dennoch wie ein Titan trotzte sowie auch Einstein, welcher die Grenzen der Wissenschaft sprengte, indem er mit seinen Vorstellungen gänzlich außerhalb der Wissenschaft dachte und recht behielt (um nur einige Genies zu nennen).

Wie fast jeder Fernau, so liest sich auch dieser sehr leicht und man verschlingt ihn geradezu. Das liegt vor allem an den sehr lebhaften Bildern der Personen, aber auch der Zeit und den Zusammenhängen insgesamt. Kein langweiliges Geschichtswerk also.

Fazit
Mit diesem Fernau erwartet den Leser ein sehr unterhaltsamer und trotzdem höchst interessanter Roman, der spielend durch die Geschichte der Deutschen und seiner Genies führt und so auch die ein oder andere Wissenslücke zu schließen vermag.

Unbedingt lesen.
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